Die Goldman-Sachs-Partnerin, die auch mal unter ihrem Schreibtisch übernachtet hat, verlässt die Bank
Einen gut-bezahlten Job in der Finanzbranche zu haben und gleichzeitig aus voller Überzeugung sagen zu können, dass man alles dafür tut, damit die Welt, in die die eigenen Töchter hineinwachsen, eine bessere wird – das ist eine Kombination, die selten ist. Margaret Anadu hatte genau diese Art von Tätigkeit, hat jetzt allerdings ihren Hut genommen.
Bloomberg berichtete gestern, dass Anadu ihren Status als „rising star“ bei Goldman Sachs hinter sich gelassen hat und etwas anderes machen will. Was genau das ist, ist noch unklar – in der Vergangenheit hatte Anadu häufig mit viel Leidenschaft erzählt, was sie in ihrer Funktion bei Goldman Sachs an Gutem bewirken konnte – und ganz aktuell hat Goldman Sachs Matthew Newton zum Head of Sustainability Communications ernannt und damit den Nachhaltigkeits-Bemühungen neuen Schwung verliehen. Was Anadu künftig tut, dürfte also etwas ganz Besonderes sein.
Offiziell war Anadu Head of Sustainability and Impact Efforts im Asset-Management-Bereich bei Goldman Sachs, aber sie betreute bei der Bank auch Investitionen in benachteiligte Gruppen, etwa das 10-Mrd-Dollar-Investment in schwarze Frauen. Wer an Goldman Sachs denke, der denke nicht unbedingt an schwarze Frauen, hatte Anadu im Juli letzten Jahres gesagt, und es täte dem Unternehmen gut, hier Stellung zu beziehen und zu bekennen, dass es „klug und wichtig und gut und notwendig“ sei, „in schwarze Frauen zu investieren“.
Anadu selbst hat die ersten zehn Jahre ihres Lebens in der nigerianischen Hauptstadt Lagos verbracht und zog dann mit ihrer Familie nach Houston, Texas. „Ich habe Armut in einem Ausmaß gesehen, das mir unvergessen ist“, erinnert sie sich.
2003 machte sie in Harvard ihren Abschluss in Informatik, wollte dann Unternehmensanwältin werden, konnte sich aber ein Studium an einer Law School nicht leisten. „Ich bin zu Goldman Sachs gegangen mit dem klaren Ziel, mein dort verdientes Geld zu sparen, die dicken Boni auf die hohe Kante zu legen und mir damit dann mein Studium an der Law-School zu finanzieren, Anwältin zu werden und in dieser Rolle die Welt besser zu machen.“
Tatsächlich ist sie 18 Jahre bei Goldman Sachs geblieben. „Irgendwas in der Finanzwelt hat sich für mich richtig angefühlt“, sagte Anadu. „Mir wurde schlagartig klar, dass die Kapitalströme darüber entscheiden, welche Geschäftsideen realisiert werden, welche Start-Ups wachsen, wo Häuser gebaut werden und wer diese Häuser bauen darf und in welchen Stadtvierteln.“
2018 wurde Anadu eine der ersten schwarzen Partnerinnen bei Goldman Sachs – eine Stelle, die mit einem Standard-Gehalt von 950.000 Dollar dotiert ist, plus Boni, plus Co-Investment-Möglichkeiten, plus dem diesjährigen Partner-Zuschuss. Als eine von nur vier schwarzen Frauen unter 400 Partnern war Anadu eine große Verfechterin von schwarzen Frauen in der Finanzwelt und warb dafür, dass man durch die Arbeit in der Finanzwelt Gutes bewirken könne. „Ich bin nicht perfekt und das ist auch schwer, ich habe viel zu tun, ich übernachte manchmal unter meinem Schreibtisch, aber das passt alles“, sagte sie im Juli.
Was auch immer Anadu als nächstes tun wird, es ist relativ sicher, dass sie junge Frauen weiterhin bestärken will, ins Banking zu gehen. „Man muss einfach einen Fuß in die Tür bekommen, egal wo, egal wie rangniedrig, egal auf welcher Position, man muss einfach reinkommen und dann kann man von dort aus weiterschauen“, so letztes Jahr ihr Rat an den Nachwuchs. „Denkt nicht zu viel darüber nach“, so Anadu weiter, man müsse erstmal am Tisch sitzen, die verschiedenen Rollen verstehen und dann sehen, wo man etwas bewirken könne.
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