Einige der weltbesten Quants sind Russen
Russland mutiert weltweit zum Schmuddelkind, seine jüngeren Bürger versuchen zunehmend, auszuwandern – und einem bestimmten Bereich der Finanzwelt könnte das zupass kommen, nämlich dem „quantitative Finance“. Russen stellen einige der besten Quants der Welt.
„Die russischen Quants sind überall“, sagt ein Headhunter, der Banken und Hedgefonds in den USA und in UK betreut. „Wenn es darum geht, quantitative Stellen zu besetzen, stehen sie auf derselben Stufe wie Franzosen und Chinesen.“
Die russischen Quant-Talente haben in der Regel an den besten der dortigen Unis studiert. Die renommierteste Hochschule ist die Lomonosov Moscow State University – ihre Alumni arbeiten unter anderem bei J.P. Morgan, Goldman Sachs, Barclays und dem Hedgefonds Millennium.
Einer der erfolgreichsten Absolventen der Moscow State University ist Alex Gerko, Gründer des aufstrebenden Algorithmic-Trading-Unternehmens XTX Markets. Aufgewachsen ist Gerko in der Nähe der Traktorenfabrik Mosselmash in einem sozial schwachen Stadtteil am Rand von Moskau. 2001 machte er einen Master in angewandter Mathematik an der Moscow State, 2004 folgte die Promotion. Er lebt seit einiger Zeit in London: XTX wurde 2015 gegründet, zuvor war Gerko für die Deutsche Bank tätig. Mit jetzt 41 Jahren hat Gerko Berichten zufolge ein Reinvermögen von mehreren hundert Millionen Pfund. Mit nur 42 Mitarbeitenden erwirtschaftete XTX in London im Jahr 2020 einen Umsatz von 651 Millionen Pfund.
Aufgrund des Krieges versuchen einige Russen in London, nicht in Erscheinung zu treten. „Ich möchte in keinster Weise mit Russland in Verbindung gebracht werden“, erklärt einer, der für diesen Artikel angesprochen wurde. Andere beziehen durchaus Stellung. Der russischstämmige CEO von Revolut, Nik Storonksy, schrieb heute, er sei „entsetzt und erschüttert“ über die Geschehnisse und der Krieg sei „falsch und absolut unerträglich“. Er erklärt, er habe sich nicht schon früher geäußert, weil er das Personal von Revolut in Russland nicht gefährden wollte. Gerko unterdessen nutzt seinen Twitter-Account, um das Putin-Regime und dessen Befürworter deutlich zu kritisieren.
Gerko ist nicht der einzige Quant auf Twitter. Sergei Perfiliev, ehemaliger Goldman-Sachs-Strat, der jetzt ein Schulungsunternehmen betreibt, twittert ebenfalls viel zu seinem Heimatland Ukraine und Putins Beweggründen für den Krieg.
Wenn es Quants gelingt, Russland zu verlassen, sind sie laut Headhuntern bei Finanzunternehmen in London und New York sehr begehrt. „Russische Quants und Mathematiker sind herausragend, sie gehören zu den besten“, sagt ein anderer Londoner Headhunter. Unter den russischen Hochschulen, von denen Quants kommen, sei auch das Moscow Institute of Physics and Technology (russische Finanzexperten hingegen haben eher an der New Economics School studiert).
Wie die Financial Times heute berichtet, wollen 50 Prozent aller jungen Russen auswandern. Gerko rät via Twitter dazu, das Land zu verlassen, solange das noch möglich sei: „Wahrscheinlich werden die Grenzen bald dicht gemacht.“
Für alle, die mitten im Studium stecken, wird das ein Problem. „Wenn man in Russland gut in Mathematik ist, geht man in der Regel auf die Moscow State oder eine andere angesehene Hochschule vor Ort und versucht dann, in den USA zu promovieren“, sagt ein Headhunter. Weiter berichtet er, dass er jetzt schon Probleme beim Abschluss von Verträgen mit russischen Bewerbern hat, da seine Klienten damit rechnen, dass die Einwanderung sich schwierig gestaltet.
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