Für das Gesamtgehalt des Deutsche Bank-Chefs Josef Ackermann könnte sich der Branchenprimus 16 Mitarbeiter in der Gehaltsklasse des Commerzbank-Chefs Martin Blessing leisten. Während Ackermann in 2009 insgesamt 9,6 Mio. Euro nach Hause trug, waren es bei Blessing lediglich knapp 600.000 Euro, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Zusammenarbeit mit der TU-München errechnete.
In der Studie über die Vergütungen der DAX-Vorstände liegen die beiden Bankchefs somit auf dem ersten und dem letzten Platz. Durchschnittlich bezog ein Chef eines DAX-Unternehmens in 2009 knapp 3,8 Mio. Euro. Damit lägen deutsche Manager etwas hinter ihren Schweizer Pendants und deutlich vor französischen Vorstandschefs.
"Am besten bezahlt werden die Vorstände der Deutschen Bank mit durchschnittlich 5,6 Mio. Euro je Vorstandsmitglied. Dagegen müssen die Kollegen beim direkten Konkurrenten Commerzbank mit einem Taschengeld' nach Hause gehen", heißt es bei der DSW.
Die üppigen Bezüge bei der Deutschen Bank verzerren das Gesamtbild
Die hohe Entlohnung von Ackermann gehe dabei auf den erklecklichen Anteil von aktienbasierten Bonuszahlungen zurück. Dagegen hatte der Deutsche Bank-Chef im Vorjahr lediglich eine Gesamtvergütung von etwa 1,4 Mio. Euro bezogen.
Der steile Anstieg bei den Vergütungen der Manager der Deutschen Bank führte dazu, dass die Vorstandsgehälter aller DAX-Unternehmen in 2009 um gut 3 Prozent zugelegt haben. "Verzerrt werden die Daten durch den starken Anstieg bei der Deutschen Bank. Rechnet man das Finanzinstitut aus der durchschnittlichen Vergütung heraus, sind die Gesamtbezüge im Schnitt sogar um 3,8 Prozent gesunken", schreibt die DSW.
Mithin gab sich DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker auch verbindlich: "Die deutschen Manager verdienen sehr gut, aber ihre Bezüge sind nicht unanständig hoch. Sie entsprechen den regulatorischen Vorgaben."
Bonuszahlungen reagieren nicht auf Gewinneinbrüche
Dabei machten laut DSW die Vorstandsbezüge in 2009 durchschnittlich 0,5 Prozent der gesamten Personalausgaben aus; im Vorjahr waren es noch 0,58 Prozent gewesen. Davon entfallen aber gerade einmal ein Drittel auf klassische Festgehälter. Den Rest machen variable Bestandteile aus.
"Bei vielen Unternehmen scheint der Jahresbonus nicht auf Gewinneinbrüche zu reagieren. Da bleibt die Frage im Raum, wie performanceabhängig die Vergütung tatsächlich ist", kritisierte Professor Gunther Friedl von der TU-München das Ergebnis.
Ein beträchtliches Manko machten die Autoren der Studie bei den teilweise recht üppigen Pensionsleistungen aus. "Es muss hier mehr Transparenz her, damit Aktionäre und Eigentümer auch über die Pensionen vernünftig diskutieren können. Bisher ist das nur in Einzelfällen möglich", forderte DSW-Geschäftsführer Hocker.
Hier die Rangliste der DAX-Vorstandschefs:
1. Josef Ackermann, Deutsche Bank, 9,6 Mio. Euro
2. Jürgen Großmann, RWE, 7,2 Mio. Euro
3. Peter Löscher, Siemens, 7,1 Mio. Euro
4. Leó Apotheker, SAP, 6,7 Mio. Euro
5. Martin Winterkorn, VW, 6,6 Mio. Euro
6. Wolfgang Reitzle, Linde, 6,2 Mio. Euro
7. Michael Diekmann, Allianz, 4,8 Mio. Euro
8. Wulf H. Bernotat, E.ON, 4,5 Mio. Euro
9. Frank Appel, Deutsche Post, 4,4 Mio. Euro
10. Dieter Zetsche, Daimler, 4,3 Mio. Euro
11. Herber Hainer, Adidas, 4,2 Mio. Euro
12. Bernd Scheifele, HeidelbergCement, 4,1 Mio. Euro
13. Eckhard Cordes, Metro, 3,8 Mio. Euro
14. Werner Wenning, Bayer, 3,6 Mio. Euro
15. Nikolaus von Bomhard, MunichRe, 3,4 Mio. Euro
16. Ben Lipps, FMC, 3,4 Mio. Euro
17. Jürgen Hambrecht, BASF, 3,4 Mio. Euro
18. Karl-Ludwig Kley, Merck, 2,8 Mio. Euro
19. Kasper Rosted, Henkel, 2,8 Mio. Euro
20. René Obermann, Deutsche Telekom, 2,7 Mio. Euro
21. Norbert Reithofer, BMW, 2,6 Mio. Euro
22. Reto Francioni, Deutsche Börse, 2,4 Mio. Euro
23. Ulf M. Schneider, Fresenius AG, 2,3 Mio. Euro
24. Norbert Steiner, K+S, 2,1 Mio. Euro
25. Thomas-B. Quaas, Beiersdorf, 1,8 Mio. Euro
26. Wolfgang Mayrhuber, Deutsche Lufthansa, 1,7 Mio. Euro
27. Ekkehard D. Schulz Thyssen-Krupp, 1,3 Mio. Euro
28. Peter Bauer, Infineon, 1,2 Mio. Euro
29. Hakan Samuelson, MAN, 1,2 Mio. Euro
30. Martin Blessing, Commerzbank, 0,6 Mio. Euro
Durchschnitt: 3,8 Mio. Euro