Der Finanzkrise sei Dank: Risikomanager sind heiß begehrt
"Im Risikomanagement wird sehr stark gesucht," beobachtet Executive Search-Experte Raphael Rosenfeld von TALENTspy in München. "Es ist sogar so, dass die Leute eingestellt werden müssen", ergänzt Dominik Dersch vom Vorstand der Professional Risk Managers International Association (PRMIA). Teilweise würden die Regulierungsbehörden die Banken sogar auffordern, mehr Risikomanager anzuheuern. "Da müssen Sie etwas tun", heiße es mitunter.
Seit der Finanzkrise ist das Risikomanagement jedenfalls von einer Nebentätigkeit in einem Hinterzimmer in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Die Banken haben erkannt, dass Risikomanagement nicht nur eine Kostenstelle darstellt, sondern dass sich hiemit auch eklatante Verluste vermeiden lassen.
Risikomanagement wird zum Mainstream
"Das Risikomanagement wird zum Mainstream", prophezeit Dersch. Dieser Trend greife auch über Finanzdienstleister hinaus. Risikomanagement werde in Zukunft zu einer Funktion wie Marketing oder Controlling in normalen Unternehmen avancieren. Die PRMIA erfahre jedenfalls eine wachsende Nachfrage nach den einschlägigen Fortbildungsmöglichkeiten.
Doch vorerst boomt das Risikomanagement bei den von der Krise arg gebeutelten Finanzdienstleistern. "Die Banken stellen sehr stark ein", bestätigt Rosenfeld. "Die Basis wird gestärkt, nicht so sehr die Führungsebene", ergänzt der Executive Search-Experte. Besonders gesucht würden Risikomanager mit vier bis sechs Jahren Berufserfahrung. Wenn indes erfahrenere Leute verlangt würden, dann eher für die Fach- als für die Führungsebene.
Profunde mathematische Ausbildung und Berufserfahrung gefragt
Laut Rosenfeld seien für den Karriereerfolg im quantitativen Risikomanagement primär ein ausgezeichneter akademischer Background und Berufserfahrung ausschlaggebend. Oftmals handle es sich um Physiker, Mathematiker oder Wirtschafts- bzw. Versicherungsmathematiker - in jedem Fall sei ein profundes mathematisch-naturwissenschaftliches Verständnis hilfreich, wobei die "Soft-Skills" für den Sprung nach ganz oben nicht zu unterschätzen seien.
Berufsspezifische Fortbildungen wie ein Financial Risk Manager (FRM), ein Professional Risk Manager (PRM) oder ein Certified Risk Manager (CRM) stellen Rosenfeld zufolge ein "nice to have" dar, seien indes kein Ersatz für akademische Kenntnisse oder Berufserfahrung.
Diese quantitativen Risikomanager sollten auch ein gewisses IT-Verständnis mitbringen. Denn üblicherweise müssen mathematische Modelle von der IT umgesetzt werden. "Daher werden Vermittler sehr stark nachgefragt, die sowohl das quantitative Fachwissen als auch das Verständnis für die IT-Umsetzung mitbringen", sagt Rosenfeld.
Auch fürs Meldewesen wird stark gesucht
Neben dem quantitativen Risikomanagement erlebt durch die Finanzkrise das Meldewesen an die Behörden einen deutlichen Aufschwung. "Die Leute sind rar. Das Meldewesen wird verstärkt und es wird gesucht," ergänzt Rosenfeld. Dort seien Wirtschaftsprüfungskenntnisse gefragt, wobei branchenspezifische Kenntnisse wie z.B. ein Bankausbildung einen Pluspunkt darstellen.
Rosenfeld betont, dass hierbei weniger die "Hubschrauberperspektive" gefragt sei, sondern dass Leute für "sehr gehobene Fachtätigkeiten" gesucht würden. Diese Experten müssten bei der Aufstellung entsprechender Berichte mitarbeiten können.
Die verstärkte Nachfrage scheint auch nicht folgenlos an den Mitarbeiterportemonnaies vorbeizugehen, wie Rosenfeld beobachtet: "Gehaltlich geht es moderat bergauf."