Schweiz ist kein gelobtes Land mehr: Wie der starke Franken Jobs im Private Banking bedroht
Seit der Finanzkrise kennt der Höhenflug des Schweizer Franken keine Grenze. Zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 1. Juli 2011 schoss der Franken um 21,2 Prozent auf 0,8120 Euro in die Höhe. Gegenüber dem US-Dollar verteuerte sich die Schweizer Währung sogar um 25,7 Prozent auf 1,1797 USD.
Die Kostenquote im Private Banking wird immer schlechter
Diese Stärke bedroht nicht allein die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und der Tourismuswirtschaft, sondern zunehmend auch das Private Banking. Der Grund: die Kosten fallen zumeist in teuren Franken an, während die Einnahmen aus Kundenvermögen in billigen Fremdwährungen stammen, womit sich die Kosten-Ertragsquoten in der Branche drastisch verschlechtern.
So stieg die Cost-Imcome-Ratio bei der Zürcher Privatbank Julius Bär von 68,5 Prozent in 2009 auf 74,4 Prozent in 2010. Bei der Credit Suisse kletterte die Cost-Income-Ratio im Private Banking vom ersten Quartal 2009 bis zum ersten Quartal 2011 von 63,9 Prozent auf 70,1 Prozent. Etwas besser sieht es bei der UBS aus, wo die Cost-Income-Ratio sich im Geschäftsbereich Wealth Management & Swiss Bank im gleichen Zeitraum von 60,3 auf 63,8 Prozent verschlechterte.
Durch die wachsenden Ansprüche an die Regulierung im Banking und die Schuldenkrise in Europa und den USA dürfte der Kostendruck und die Einnahmen weiter schwächeln.
PWC prophezeit Personalabbau
Die jetzt vorgelegte Studie der Wirtschaftsberatung PWC zeichnet denn auch ein trübes Bild von der Zukunft des Schweizer Wealth Management.
Demnach brächten die Kunden weniger Vertrauen den Banken entgegen und würden mehr Leistung für ihr Geld verlangen. Ausserdem wüchsen die regulatorischen Anforderungen, was grosse Herausforderungen an die Geschäftsmodelle darstelle. Die aufgezeigten Trends haben eine Gemeinsamkeit: Sie treiben die Kosten.
"Die Performance bleibt unter Druck und es gibt grosse Abweichungen innerhalb der Branche. Kosten und Regulierung werden die Veränderungen vorantreiben. Bei der Sicherstellung eines nachhaltigen Ertragswachstums handelt es sich um einen Schlüsselfaktor besonders für Offshore Market-Player", heisst es bei PWC.
Banken müssen an der Personalschraube drehen
Da die Personalkosten einen zentralen Kostenfaktor darstellen, dürfte den Banken nichts weiter übrig bleiben, als an der Kostenschraube zu drehen. Denn bei Julius Bär verschlangen die Personalkosten in 2010 45,9 Prozent aller Erträge. Im Wealth Mangement & Swiss Bank der UBS waren es im ersten Quartal 2011 44,4 Prozent und bei der Credit Suisse 42,3 Prozent.
Daher besteht ein Hauptziel der Private Banking-Manager auch im Durchforsten des Personalbestandes. So gaben 44 Prozent der befragten Manager an, sich von leistungsschwachen Relationship Managern trennen zu wollen. "Das war früher ein Tabuthema", kommentierte Martin Schilling von PWC gegenüber der NZZ.