Überqualifiziert? Wie Sie trotzdem einen Job erhalten
Personalabbau und Kostensenkungsprogramme haben verheerendere Auswirkungen auf berufserfahrenere als auf jüngere Mitarbeiter. Dabei stellen erfahrenere Mitarbeiter nicht nur ein leichtes Ziel für Einsparungen dar, denn an ihnen hängt ja ein großes Preisschild. Vielmehr fällt ihnen auch die Jobsuche schwerer. Da immer weniger Jobs für Führungskräfte vorhanden sind, bewerben sich immer mehr bewährte Banker auf Junior-Positionen. Doch mit reichlich Berufserfahrung bei einem Junior-Job zum Zuge zu kommen, stellt eine ganz besondere Herausforderung dar – und gewiss keine kleine. Hier einige Tipps:
Die Vorbereitung
Machen Sie sich nichts vor: „Die traurige Wahrheit lautet: Es gibt Altersdiskriminierung und Kandidaten mit umfangreicher Berufserfahrung haben es schwerer“, erläutert Headhunter Peter Laughter von Wall Street Services. Ältere Kandidaten müssten sich hierrüber im Klaren sein und sich darauf einstellen. Wer mehr Berufserfahrung mitbringt, werde bei einer Bewerbung eher ausgeschlossen, sagt Laughter. Daher sollten sich entsprechende Kandidaten stärker aufs Networking verlegen und auf Recruiter zurückgreifen, die sie selbst und nicht ihr Alter repräsentieren.
Kürzen Sie Ihren Lebenslauf: Gleich auf welchem Weg Sie einem Hiring-Manager präsentiert werden - Ihr Lebenslauf bleibt immer Ihr Aushängeschild. Daher sollten Sie ihn kurz und prägnant halten, rät Headhunter Tom Moran von der Addison Group. „Sie sollten nur die relevanteren und aktuelleren beruflichen Stationen in Ihren Lebenslauf aufnehmen und anmerken, dass alle weiteren Informationen auf Anfrage erhältlich sind“, ergänzt Moran.
Verleihen Sie Ihrem Lebenslauf eine neuen Dreh: Wenn Sie sich auf eine Stelle bewerben, für die Sie eigentlich überqualifiziert sind, dann sollten Sie Ihren Lebenslauf hierauf zuschneiden. „Spielen Sie die Bedeutung der Unternehmen, für die Sie gearbeitet haben, herunter, und konzentrieren Sie sich darauf, welche Leistungen Sie erbracht haben und wieso Sie im Geschäft erfolgreich waren und betonten Sie, dass Sie ein Teamplayer sind – damit Sie nicht als völlig überqualifiziert erscheinen“, empfiehlt Headhunterin Anne Crowley von Jay Gaines and Company.
Networking ist von zentraler Bedeutung: Als erfahrener Finanzprofi besitzen Sie einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Jugend: Jahrzehntelange Erfahrung im Networking. Schämen Sie sich nicht, nach Weiterempfehlungen, Referenzen oder einer Vorstellung zu fragen, rät Moran. Viele ehemals erfolgreiche Finanzprofis würden oft davor zurückschrecken, sobald sie die eine oder andere Sprosse auf der Karriereleiter zurückschreiten müssen. „Senior Banker haben selbst oft eine Menge an Karriereratschlägen erteilt und anderen geholfen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Zinsen aus diesen Investments einzusammeln“, sagt Crowley.
Schärfen Sie Ihre Kompetenzen: Arbeitgeber fürchten regelmäßig, dass neue Mitarbeiter, die in einem neuen Job Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, schnell weiterziehen. Überdies zweifeln sie daran, dass diese Kandidaten tatsächlich wieder in der Linie arbeiten können. Doch diesen Bedenken kann man entgegentreten, indem man neue Kompetenzen erwirbt, wie sie für jüngere Mitarbeiter typisch sind.
Das Vorstellungsgespräch
Falls Sie es mit Ihrem zu viel an Berufserfahrung tatsächlich in ein Vorstellungsgespräch schaffen, dann wird es nur noch schwieriger. Auch hier gilt es einiges zu beachten:
Konzentrieren Sie sich auf den Job: Wenn Sie Ihren Hintergrund darstellen, dann sollten Sie Ihre Ausführungen zu Kompetenzen und Berufserfahrung gezielt auf den fraglichen Job zuschneiden und nicht einfach nur von dem Job erzählen, den Sie gerade hinter sich haben, rät Laughter. Auf diese Weise verhindern Sie, dass sich bei den Gesprächspartnern Zweifel einstellen.
Betonen Sie Ihr Interesse an dem neuen Job: Sobald ein Hiring Manager einen überqualifizierten Kandidaten hat, stellt er sich die Frage, wieso dieser überhaupt die Stellen haben möchte. Auf diese Frage sollten Sie eine kluge Antwort parat haben. „Betonen Sie, wie wichtig es für Sie ist, beim richtigen Unternehmen anzufangen und sprechen Sie die Vorzüge des Unternehmens an“, rät Crowley. „Stellen Sie klar, dass es sich um einen Aufgabe handelt, die erledigt werden muss, und es nicht nur darum geht, auf die nächste Beförderung zu warten.“
Konzentrieren Sie sich auf die Vorzüge: Oftmals gibt es gute Gründe, wieso Junior-Banker weniger Geld erhalten. So werden weniger Geschäftsreisen verlangt oder die Verantwortlichkeiten fallen geringer aus. „Manchmal kann es auch reizvoll sein, seinen eigenen Beitrag allein zu leisten und keine Verantwortung für ein ganzes Team zu tragen“, sagt Crowley. Dabei sollten Sie kommunizieren, dass Sie kein Problem mit langen Arbeitszeiten oder schwierigen Aufgaben haben und dass Sie offen für die neue Position sind.“
Bleiben Sie positiv: Der schnellste Weg, um bei einem Vorstellungsgespräch zu scheitern, besteht in der falschen Einstellung. Sobald Sie mit einer negativen Einstellung erscheinen, haben Sie keine Chance. Zeigen Sie während des Vorstellungsgesprächs Begeisterung für den fraglichen Job.
Es handelt sich nicht nur um ein Sprungbrett: Eine der größte Befürchtungen von Arbeitgebern besteht darin, dass überqualifizierte Kandidaten einen Job nur annehmen, um auf ein besseres Angebot zu warten. Allerdings fällt es nicht ganz leicht, gegen dieses Vorurteil anzukämpfen. Crowley rät, sich auf seine lange Karriere zu konzentrieren. Betonen Sie, dass Sie bei Ihren Stationen immer viele Jahre geblieben sind und niemals Jobhopping betrieben haben.
Seien Sie ehrlich: Arbeitgeber und Personalabteilungen sind sich über die schwierige Situation auf den Financial Services-Arbeitsmarkt bewusst. Sie müssen sich also kein Märchen ausdenken, wieso Sie keine Arbeit haben. Denn schließlich stellen Sie gewiss keinen Einzelfall dar.
Gewinnen Sie Ihrer Karriere positive Aspekte ab: Die beste Strategie, um bei einem Vorstellungsgespräch zu punkten, besteht darin, Ihre lange und breite Karriere als etwas Positives zu beschreiben. Untersuchen Sie die konkreten Herausforderungen, vor denen das Unternehmen steht, und wie Sie bei der Lösung helfen können.
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