Man Group-Chef redet Klartext: Kaum jemand wird bei einem Hedgefonds reich
Schon im zarten Alter von sieben Jahren wusste der heutige Man Group-Chef Luke Ellis, was er einmal werden wollte: eine Investmentlegende. Im Alter von drei hat er mit dem Kartenspielen begonnen und mit fünf wettete er erstmals auf Pferderennen – freilich unter den wachsamen Augen seines sich daneben benehmenden Großvaters.
Doch seine Motivation für eine Karriere in den Finanzdienstleistungen bestand niemals allein im großen Geld. Vielmehr wollte er mit Zahlen arbeiten und die Finanzdienstleistungen schienen ihm der rechte Ort dafür.
„Es gibt 10.000 Hedgefonds und wenn Sie mir darunter 20 Milliardäre nennen können, dann sind Sie schon gut“, sagte Ellis auf der Alternative Investments-Konferenz der London School of Business.
„Es handelt sich um ein Geschäft, in dem Sie wirklich hart arbeiten müssen. Sie können nicht mehr der Schlaueste im Raum oder sogar der Schlaueste auf dem Markt sein, weil Informationen heutzutage überall verfügbar sind“, warnt Ellis.
Doch wer ist schon Milliardär. Das lässt sich gar nicht so leicht sagen. Dennoch lässt sich bei Hedgefonds immer noch das große Geld verdienen – besonders wenn es sich um einen großen handelt. Die überaus erfolgreichen Hedgefonds mit einem Investitionsvolumen über 4 Mrd. US-Dollar erzielen eine Performance von 9,5 Prozent und mehr und zahlten ihren Portfoliomanagern im vergangenen Jahr durchschnittlich 6,7 Mio. Dollar, wie die Personalberatung Glocap ermittelt hat. Selbst Portfoliomanager, die Verluste generierten, haben demnach noch durchschnittlich 774.000 Dollar kassiert.
Doch die Hegefonds leben von vergangenem Ruhm. Laut Ellis handle es sich um einen Trugschluss, einfach irgendwo einzusteigen und plötzlich Millionen einzustreichen.
„In den 80er Jahren haben die Leute in den Finanzdienstleistungen angefangen, weil sie sie interessierten. Ich würde niemanden raten in die Finanzdienstleistungen zu gehen, nur um schnell reich zu werden“, warnt er. „Viele Beschäftige in den Finanzdienstleistungen können sich glücklich schätzen, dass ihre Karriere mit dem 25- bis 30-jährigen Bullenmarkt zusammenfiel und dass sie so gutes Geld verdienen konnten.“
Nach zehn Jahren bei JP Morgan hat Ellis 2007 bei der US-Investmentbank abgemustert. Dort hat er das weltweite Geschäft mit Aktienderivaten geleitet. Doch das Geschäft hätte „keinen Spaß mehr gemacht“. Wer genug Geld für sein Leben angesammelt hat und keinen Spaß mehr an der Arbeit hat, sollte gehen. Andernfalls sei er ein „Idiot“.
Seit er 2009 bei der Man Group angefangen habe, bestehe das größte Problem im Wettbewerb um die richtigen Leute. Die Man Group verfolge einen Mix aus quantitativen und menschlichen Investmentstrategien. Das Problem bestehe darin, Quants und Data Scientists zu gewinnen.
„Wir konkurrieren nicht mit Point 72 oder Credit Suisse, sondern mit Google. Google versucht alle Data Scientists aufzusaugen, weshalb wir ihnen eine interessante Aufgabe geben müssen. Beim Geld können wir nicht mit Google konkurrieren. Sergey [Google-Mitbegründer Sergey Brin] kann die Man Group wahrscheinlich mit seinem Taschengeld kaufen“, sagt Ellis.
Die Man Group hat sogar einen Programmierwettbewerb durchgeführt, um Talente mit ungewöhnlichem Hintergrund zu finden. Die Programme sollten anschließend kostenlos als Open Source-Software im Internet zur Verfügung gestellt werden. Damit hätte sich die Man Group bewusst über die Gepflogenheit der Hedgefonds hinweggesetzt, alles vertraulich zu behandeln. Auch wenn die quantitativen Strategien der Hedgefonds derzeit in aller Munde sind, handelt es sich laut Ellis doch immer noch um eine Minderheit.
„10 Prozent scheint eine vernünftige Zahl darzustellen. In zehn Jahren dürfte der Anteil höher ausfallen, aber immer noch bei nur 20 bis 25 Prozent liegen. Die quantitativen Geschäftsmodelle sind interessant, sie sorgen für einige gute Geschichten und es handelt sich um etwas, über das die Leute reden können. Doch die große Mehrheit der Menschen scheut sich vor Algorithmen“, kommentiert Ellis.