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Irgendwann platzt jede Blase: Compliance-Mitarbeiter müssen bescheiden werden

(Foto: Getty Images)

Falls es jemals Zweifel am Boom der Compliance-Jobs im Banking gab, dann werden diese spätestens durch den Geschäftsbericht der BNP Paribas widerlegt. Die französische Großbank gehört zu den wenigen Instituten, die die Zahl ihrer Compliance-Jobs offenlegt. Während es 2014 noch 1732 Compliance-Mitarbeiter gab, waren es drei Jahre später schon 3770.

Dabei handelte es sich um einen branchenweiten Trend. Doch mit den damit steigenden Kosten haben ebenfalls alle Unternehmen zu kämpfen. „Nach der Finanzkrise schwemmte es eine Menge Leute in die Compliance-Funktionen“, erzählt der ehemalige Head of Compliance einer US-Bank in London. „Die Banken gerieten in Probleme und die Vorstände überreagierten und heuerten vorschnell Leute an. Es gab keine strategischen Überlegungen. Es ging nur darum Leute einzustellen, um damit die Aufsichtsbehörden zufriedenzustellen.“

Auch Samantha (Name geändert) gelangte mit dieser Flut von Leuten an einen Compliance-Job bei einer Schweizer Bank in London. Heute sind die Banken voller Compliance-Leute mit Ende 20 wie Samantha. „Sie haben so viele Leute nach der Finanzkrise eingestellt, dass jetzt jeder über den gleichen Level von Erfahrung verfügt und wir alle konkurrieren um die besseren Jobs. Bei vielen Unternehmen gibt es bereits Gehaltskürzungen. Die Leute denken, „was soll’s“ und verlassen die Branche.“

Von fallenden Compliance-Vergütungen ist in den Gehaltsreports allerdings noch wenig zu sehen, wie z.B. in der Salary Survey von Robert Walters. In Deutschland herrscht durch den Brexit und den Aufbau von Tochtergesellschaften in Frankfurt sogar eine Sonderkonjunktur bei den Compliance-Profilen, so dass hier die Gehälter weiter zulegen. Auch in London kann der auf Compliance spezialisierte Personalberater Ian Black noch keine Einschnitte beim Gehalt erkennen. Allerdings werden immer weniger Stellen geschaffen. „Die Mehrzahl der Banken haben ihre Hausaufgaben in der Compliance erledigt, weshalb es weniger neue Jobs gibt.“

Während der Compliance-Boom in Frankfurt dank des Brexits auch mehr als zehn Jahre nach der Finanzkrise weitergeht, werden in London schon die ersten Bremsspuren sichtbar. „Man konnte von einem unglaublich lebhaften Markt profitieren und hat unrealistische Erwartungen über die Wachstumsgeschwindigkeit und Jobsicherheit entwickelt.“ Doch dies gerate derzeit an sein Ende.

Schon beim Investorentag 2017 hatte Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam auf das Ende des Booms hingewiesen. „Der Grund, weshalb die Banken so unflexibel bei den Kosten sind, sind die Kontrollkosten“, sagte Thiam. Damals kündigte er an, die Kontrollkosten in den zwölf folgenden Monaten durch vermehrte Investitionen zu verringern. Sämtliche Banken versuchen ähnliches. Während es in der Vergangenheit darum ging, die Compliance-Probleme durch schlichte Man-Power zu bewältigen, geht es heute um ihre Automatisierung. Thiam ging davon aus, dass die Beschäftigung in der Compliance um 20 Prozent durch die Straffung der Arbeitsabläufe und weitere 25 Prozent durch Digitalisierung verringert werden könne. Die glücklichen Tage der Compliance scheinen also gezählt zu sein.

Dennoch sind selbst in London, welches ohne die Brexit-Sonderkonjunktur auskommen muss, die Compliance-Mitarbeiter weiter positiv gestimmt. „Es wird immer Bedarf an guten Compliance-Mitarbeitern geben. Auch wenn wir selbst nicht programmieren können, können wir den Leuten sagen, was die Automatisierung leisten soll“, sagt ein Senior Compliance-Mitarbeiter einer US-Bank in London. „Die Beratungsjobs an der Front lassen sich kaum automatisieren“, sagt ein Mitarbeiter einer anderen US-Bank. „Es gibt immer noch menschliche Elemente, wie z.B. Relationship Management und persönliche Analyse, die sich nicht durch logische Funktionen ersetzen lassen, auf denen die Automatisierung beruht.“

Zwar könnten schon einige einfache Überwachungs- und Geldwäschebekämpfungs-Tätigkeiten automatisiert werden, nicht jedoch komplexere Beratungen oder Implementierungen neuer Regulierungen. Manche hoffen sogar auf einen erneuten Compliance-Boom nach einem Austritt aus der EU, weil dann neue Regulierungen eingeführt würden. Ein ehemaliger Trader, der in die Compliance gewechselt ist, spricht sogar jeder Woche mit Headhuntern, um sich über die neuen Jobs auf dem Laufenden zu halten.

Doch wer wirklich auf der sicheren Seite sein will, der sollte wahrscheinlich Programmieren lernen. So versucht sich etwa ein junger Compliance-Mitarbeiter von Goldman Sachs mit Youtube-Videos VBA, Python und SQL selbst beizubringen.

Und falls auch das nicht hilft? Der ehemalige Head of Compliance geht davon aus, dass ein Compliance-Job im Banking auch auf Tätigkeiten in anderen Branchen vorbereitet. „Wer ein Trader ist, der kann später kaum einen anderen Beruf ausüben. Doch wer in der Compliance tätig ist, kann seine Kompetenzen anderswo einbringen. Es gibt eine Menge anderer Branche, die ihre Unternehmensführung auf Vordermann bringen müssen.“

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AUTORSarah Butcher Globale Redaktionsleiterin mit Sitz

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