Deutsche Bank-Mitarbeiter packen bereits Kisten
Es beginnt diese Woche. Zwar kommt der Vorstand der Deutschen Bank Reuters-Angaben zufolge erst am 7. Juli zusammen, um über die Pläne von Christian Sewing zum Abbau von bis zu 20.000 Stellen zu diskutieren – Pläne, die selbst erst im Zuge der Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal Ende des Monats näher erläutert werden. Und dennoch berichtet Bloomberg, dass die Bank heute, morgen und in den nächsten Tagen Mitarbeiter zumindest in den Bereichen Equity Sales und Trading über drohende Entlassungen informieren wird.
In den genannten Bereichen bereiten sich die Mitarbeiter entsprechend vor. Nach Angaben des Wall Street Journals, das hierzu als erstes berichtete, haben einige Angestellte ihre Schreibtische bereits geräumt, Sales-Mitarbeiter hätten zudem Telefonate und Meetings mit Kunden zurückgefahren.
Wir sprachen mit einem Angestellten aus dem Bereich Equity Sales in New York, der angab: „Ich habe am Freitag meine Sachen gepackt“. Berichten der New York Times zufolge wurde in Jacksonville, Florida, gesehen, wie Deutsche Bank-Mitarbeiter in Vorbereitung ihres Auszugs mit Umzugskisten ins Büro kamen. Am Freitag wurde der angeblich scheidende Head of Equities Peter Selman in New York gesichtet (möglicherweise, um seine Sachen zu packen); Insider berichten von einer plötzlichen Stille auf dem Börsenparkett.
Dass der Equity-Bereich ausgeweidet werden soll, scheint beschlossene Sache zu sein – offen bleibt, wo die restlichen 15.000 bis 20.000 Stellen gestrichen werden. Aber auch wenn dazu eine Entscheidung gefällt wird, so ist fraglich, ob diese tatsächlich umgesetzt wird – das Wallstreet Journal erinnert an den Stellenabbauplan des ehemaligen CEOs John Cryan, der 2015 die Streichung von 15.000 Stellen versprochen hatte, die allerdings nie vollständig erfolgt war.
Sollte Sewing seine Pläne tatsächlich umsetzen, ist davon auszugehen, dass das Investmentbanking mit seinen – Stand Ende März – 38.000 Mitarbeiten (von denen 17.000 im direkten Kundenkontakt stehen) überproportional stark betroffen wäre. Ein Insider gab im Gespräch mit uns an, dass die Deutsche Bank weltweit in ihrem Equity-Bereich inklusive Verwaltungspersonal rund 8.000 Angestellte beschäftigt. Laut einem anderen wird erwartet, dass Mitarbeiter im Investmentbank-Geschäft in London und New York besonders stark betroffen sein könnten. „Man wird wohl kaum Stellen in Deutschland abbauen können, sodass von den 20.000 rund 15.000 auf London und New York fallen – das ist die Hälfte der Belegschaften dort“. Um diese Zahlen zu erreichen, kann sich die Deutsche Bank jedoch nicht nur auf den Equity-Bereich beschränken. Insider nennen die Planungen „aggressiv“.
Weiterhin gibt es Anzeichen, dass Sewing das Management komplett umbauen könnte. Selman scheint Geschichte zu sein. Auch Garth Ritchie, Chef des Investment Bankings, scheint zu gehen. Laut Bloomberg erwägt Sewing außerdem, sich von CFO James von Moltke sowie von Compliance-Chefin Sylvie Matherat trennen zu wollen. Ein beachtlicher Ausschuss für den 49-jährigen CEO, der bei der Deutschen Bank als Praktikant angefangen hat. Sewing scheint wilde Pläne zu verfolgen, das Geldinstitut zu einem Vermögensverwalter im Stil von Credit Suisse oder UBS umzubauen.
Sollten die großen Einschnitte im Investment Banking kommen, würden sich diese der Times zufolge wahrscheinlich über ein Jahr hinziehen. Dies würde Deutsche Bank-Mitarbeitern genügend Zeit geben, sich nach neuen Stellen umzusehen – die in einem durch den Brexit möglicherweise gelähmten London allerdings rar gesät sein könnten.