Kaum deutsche Banker bewerben sich auf Stellen in London
Wer am Indian Institute of Technology oder am Indian Institute of Management studiert hat, für den könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein, um sich auf eine Stelle in der Londoner City zu bewerben.
Aus heute von der britischen Regierung veröffentlichten Daten geht hervor, dass im ersten Quartal 2022 außergewöhnlich viele Visa für Fachkräfte im Finanz- und Versicherungssektor des Vereinigten Königreichs ausgestellt wurden, und zwar fast 2,5 Mal mehr als im ersten Quartal 2021.
Das Jahr 2021 war ein Corona-Sonderfall – die Zahlen waren aufgrund der Lockdowns niedrig. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, scheint 2022 allerdings ein besonderes Jahr zu sein: Die Zahl der erteilten Finanzvisa ist so hoch wie seit über zehn Jahren nicht mehr.
In den Angaben der Regierung werden die Nationalitäten der Personen, die speziell im Finanzsektor ein Facharbeitervisum beantragen, nicht aufgeschlüsselt. In der britischen Wirtschaft insgesamt ist die Zahl von erfolgreichen Visumantragstellern aus Indien in diesem Jahr jedoch sprunghaft angestiegen. Im ersten Quartal 2022 wurden 12.117 Fachkräftevisa an indische Antragsteller für Jobs im Vereinigten Königreich ausgestellt – zum Vergleich: Der bisherigen Höchststand lag 2015 bei 7.700. Dagegen gibt es kaum Antragsteller aus China: Nur 290 chinesische Staatsbürger erhielten im ersten Quartal ein Fachkräftevisum im Vereinigten Königreich, ein Rückgang gegenüber dem Höchststand von 483 im Jahr 2019. Ebenso kamen nur 970 Visaempfänger aus Amerika, ein Rückgang gegenüber den 1.490 aus dem Jahr 2015.
Fachkräftevisa (Skilled worker visas) werden in der Regel von Banken vermittelt und stehen allen offen, die über einen Zeitraum von fünf Jahren mehr als 30.000 Pfund verdienen. Dass die Zahlen steigen, ist kein Zufall: Der Londoner Finanzsektor braucht dringend mehr Zuwanderer, weil wegen des Brexits Banker, Trader und Quants aus der EU seit 2020 nicht mehr automatisch mehr in UK arbeiten können. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass Inder die Hauptnutznießer sind. Auch die Zahl der neuen Visumsempfänger aus der EU ist im Vergleich sehr gering.
Die heutigen Zahlen zu den Fachkräftevisa fallen zusammen mit der Einführung eines neuen „High-Potential-Visums“ für Leute, die in den letzten fünf Jahren ihren Abschluss an einer der weltweiten Top-Universitäten gemacht haben und in Großbritannien arbeiten möchten. Die berücksichtigten Hochschulen scheinen ziemlich willkürlich gewählt zu sein: Da sind die Stanford University, die NYU und Peking, nicht aber die französischen Grandes Ecoles oder die indischen Spitzenuniversitäten dabei, die anscheinend die neuen Lieblinge des Vereinigten Königreichs sind.
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