Wieso eine Fusion von Dekabank und Helaba kein Blutbad bedeutet
Kommt die Sparkassen-Zentralbank? Immerhin haben die Sparkassen als Mehrheitseigentümer der Helaba und der Dekabank beschlossen, über eine Fusion zu verhandeln. „Was dabei herauskommt ist noch völlig offen, es kann sich auch nur um eine Kooperation handeln“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, der Dachorganisation der Sparkassen. Damit bleibt offen, ob und wie viele Jobs eine solche Fusion kosten könnte. „Dazu ist es noch viel, viel zu früh“, betonte die Sprecherin.
Dabei dürfte es in der jüngeren Vergangenheit kaum eine Bankenfusion ohne tiefe Einschnitte beim Personal gegeben haben. Umso erstaunlicher ist, dass die betroffenen Mitarbeiter einer Fusion eher positiv gegenüberzustehen scheinen.
„Natürlich würde mit einer Fusion ein Stellenabbau einhergehen. Das ist aber notwendig, wenn die Banken im derzeitigen Wandel überhaupt überleben wollen”, erzählt ein Mitarbeiter der beiden Banken, der anonym bleiben möchte. „Ich stehe einer Konsolidierung im öffentlichen Sektor generell positiv gegenüber, da dies die Wettbewerbsfähigkeit sicher stärken wird.”
Mit dieser Einschätzung stehe er auch nicht allein dar. „Nein, Beunruhigung habe ich bei meinen Kollegen nicht gespürt. Ich kann natürlich nur für einen kleinen Teil der Belegschaft sprechen, aber meine direkten Kollegen stehen dem Projekt eher positiv gegenüber”, sagt der Mitarbeiter.
Auch Axel Wieandt, der früher selbst zwei Banken leitete und heute u. a. als Professor an der WHU in Vallendar bei Koblenz lehrt, fürchtet bei einer Fusion keine gewaltigen Einschnitte. „Die Geschäftsmodelle beider Institute sind komplementär“, sagt Wieandt. Während die Dekabank aufs Asset Management fokussiert und die Erträge von Provisionsüberschüssen bestimmt seien, habe die Helaba einen Schwerpunkt im Firmenkunden- und Immobiliengeschäft und lebe überwiegend von der Zinsmarge. „Personalabbau dürfte es daher eher in der Verwaltung, der IT und den überlappenden Geschäftsbereichen geben.“ Eine Zahl wollte Wieandt indes nicht nennen. „Es wird sicherlich kein solches Blutbad geben, als wenn zwei große Filialbanken fusionieren“, kommentiert Wieandt.
Allerdings würden anlässlich einer Fusion oft Stellen abgebaut, die eigentlich nichts mit dem Zusammengehen zu tun hätten. „Ich habe immer wieder erlebt, dass Banken die Gelegenheit einer Fusion genutzt haben, um vorhandene Effizienzpotenziale zu heben“, erzählt Wieandt.
Rein rechnerisch würde die Zentralbank nach einer Fusion auf eine Bilanzsumme von 322 Mrd. Euro und gut 10.000 Mitarbeitern kommen. Tatsächlich dürfte das neue Institut über ausgewogenere Ertragsströme verfügen. So entfielen von den Erträgen der Dekabank von 771 Mio. Euro im ersten Halbjahr allein 591 Mio. auf das Provisionsergebnis. Dagegen generierte die Helaba einen Zinsüberschuss nach Risikovorsorge von 523 Mio. Euro, während sich das Provisionsergebnis auf nur 186 Mio. Euro belief.
Mit einer solchen Fusion würde die dringend erforderliche Konsolidierung des deutschen Bankensektors ein gutes Stück vorankommen. „Der Druck auf die Banken zu einer Konsolidierung steigt", meint Wieandt. „Der Margenverfall im Kreditgeschäft ist dramatisch.“ Die Banken hätten nicht nur mit einer anhaltenden Negativzinsphase, einer flachen Zinskurve, steigenden Eigenkapitalanforderungen und dem Wettbewerb durch Fintechs zu kämpfen, hinzu komme jetzt auch noch ein absehbarer Konjunktureinbruch mit steigenden Risikokosten, so Wieandt weiter.
Unterdessen zweifelt Wieandt, ob es tatsächlich zu einer Fusion kommt. „Es gab schon zahllose Anläufe zu einer Konsolidierung des öffentlich-rechtlichen Bankensektors, die sämtlich gescheitert sind“, meint der Professor. Obgleich beide Banken ihren Standort in Frankfurt haben und die Länder nur einen geringen Anteil von 12,5 Prozent an der Helaba besitzen, rechnet Wieandt mit Widerständen. „Insbesondere weiß ich nicht, wie die Sparkassen außerhalb von Hessen, Thüringen sowie Westfalen-Lippe und dem Rheinland (den Trägern der Helaba) ein solches Projekt sehen. Es kommt auf den tatsächlichen Willen aller Beteiligten und die konkreten Details der Transaktion an.“
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