Die besten Fluchtwege aus der Deutschen Commerzbank
Die Mitarbeiter der Deutschen und Commerzbank sind hart im Nehmen. Trotz jahrelanger Schrumpfkurse und ausbleibender Boni halten die meisten Beschäftigten immer noch „ihrer“ Bank die Treue. Laut den Personalberichten lag die Fluktuation 2018 bei der Deutschen Bank in ihrem Heimatmarkt bei 6,1 Prozent und bei der Commerzbank bei 4,8 Prozent – ein Exodus sieht anders aus. Ein Grund für die Nibelungentreuer liegt sicherlich in der langen Unternehmenszugehörigkeit, die bei der Commerzbank hierzulande bei durchschnittlich 21 und bei der Deutschen Bank bei 19,7 Prozent liegt. Doch falls eine Fusion tatsächlich eintreten sollte, stehen weitere 10.000 bis 30.000 Stellen zur Disposition. Was könnten Mitarbeiter unternehmen, die das sinkende Schiff verlassen werden?
1. Werden Sie sich klar, dass die guten alten Zeiten vorbei sind
Die Stimmung vor allem bei der Commerzbank ist auf einem Tiefpunkt angekommen. „Die Commerzbank ist jahrelang durch ein tiefes Tal gegangen. Und jetzt, wenn es endlich einmal wieder aufwärts zu gehen scheint, soll die Fusion kommen. Bei den Aussichten sind viele Mitarbeiter am Boden verstört“, meint Headhunter Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt. Bislang hätten die Commerzbank-Mitarbeiter eher abgewartet. Das könne sich jetzt ändern. „Auf der Deutschen Bank-Seite werden sich die Mitarbeiter so langsam bewusst, dass die guten alten Zeiten nicht zurückkommen.“
2. Wer zuerst kommt,…
Riske hat schon in den vergangenen Jahren so manchen Commerzbanker zu einem Arbeitgeberwechsel zu bewegen versucht – meist vergeblich. „Die wollen immer erst abwarten, bis die Abfindung steht“, erinnert sich Riske. „Doch wenn nach einer Fusion tausende auf den Arbeitsmarkt drängen, dann ist es zu spät“, warnt der Personalexperte. Wer nicht gerade in Mangelgebieten wie Regulierung oder IT arbeitet, habe dann kaum Chancen. Von daher empfiehlt Riske sich möglichst frühzeitig neu zu orientieren, solange die Arbeitsmarktdaten noch gut und die Konkurrenz vergleichsweise gering sind. Als erstes empfiehlt Riske daher die Passivität abzulegen und die Initiative zu ergreifen. „Suchen Sie parallel in allen Richtungen“, betont er.
3. Investmentbanker haben durchaus Chancen
Vor allem jüngere Mitarbeiter aus den Investment Banking Divisions von Commerzbank und Deutscher Bank haben derzeit durchaus gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Da Deutsche und Commerzbank in dem Geschäft in anderen Ligen spielen, fällt der Rat von Headhunter Jan Graffelder aus Frankfurt differenziert aus. „Mitarbeiter der Deutschen Bank aus den Bereichen M&A, ECM und DCM werden gerne von anderen Investmentbanken und Private Equity-Fonds genommen“, erzählt Graffelder. Investmentbankern der Commerzbank rät er, es bei Corporate Finance-Boutiquen zu versuchen, die z.B. auf den Mittelstand spezialisiert sind. „Beide Gruppen haben in den Corporate M&A-Abteilungen der Unternehmen ebenfalls gute Chancen“, betont der Experte. Solche Teams würden derzeit ausgebaut.
4. Firmenkunden-Experten sollte sich als ausländische Player wenden
Da beide Banken große Überschneidungen im deutschen Firmenkundengeschäft haben, würde eine Fusion hier unvermeidlich in einen empfindlichen Personalabbau münden. Headhunter Thore Behrens von Banking Consult in Frankfurt rät Firmenkundenberatern es bei ausländischen Banken zu versuchen. „ING baut derzeit ihr Firmenkundengeschäft in Deutschland aus. Auch bei BNP Paribas und Crédit Agricole gibt es Chancen“, empfiehlt Behrens.
5. Melden Sie sich bei Personalberatern
„Rufen Sie ein oder mehrere Personalberater an, die auf ihren Bereich spezialisiert sind, und sagen Sie ihm: ‚Wenn Sie etwas Passendes haben, denken Sie an mich“, empfiehlt Riske. So mancher Job werde nicht offiziell ausgeschrieben oder der Betroffene kenne den Markt nicht gut genug.
6. Bauen Sie Ihr Netzwerk aus
Riske empfiehlt sein Netzwerk in der Branche als erstes auszubauen und auch Networking-Veranstaltungen zu besuchen. „Viele Stellen gehen unter der Hand weg. Deshalb ist Vitamin-B so wichtig“, betont der Personalexperte. Dazu sollten Betroffene auch ihre Profile in den sozialen Medien aktualisieren. „Wer nicht selbst aktiv wird, wird von seinem Netzwerk auch nicht angesprochen, wenn sich etwas ergibt.“
7. Schauen Sie sich auf den Karrierewebseiten um
Wer sich neu orientieren möchte, sollte regelmäßig die Jobanzeigen auf Karrierewebseiten wie eFinancialCareers prüfen, ob sich dort etwas passendes findet. Außerdem können dort auch anonym Lebensläufe hochgeladen werden. Auf diese Weise lassen sich wechselwillige Finanzprofis von Personalberatern und potenziellen Arbeitgebern finden.
8. Verfassen Sie einen Lebenslauf ganz neu
Wer jahrelang bei einer Bank gearbeitet hat, ist womöglich bei den heutigen Bewerbungsgepflogenheiten nicht mehr auf den Laufenden. Doch auf Webseiten wie eFinancialCareers gibt es diverse Tipps, wie man heute einen einschlägigen Lebenslauf verfasst. Zunächst sollte nicht der (ur-)alte Lebenslauf aus der Grabbelkiste gefischt werden. Vielmehr gilt es den Lebenslauf ganz neu abzufassen und dann bei jeder Bewerbung anzupassen.
Dazu wird das Lebenslaufs-Template mit dem Anforderungsprofil der Stellenanzeige verglichen und die passenden Punkte entsprechend herausgearbeitet. Was weniger passt, wird lediglich kurz erwähnt. Darüber hinaus sollten die aktuellen Erfahrungen detaillierter beschrieben werden als die längst vergangenen. Darüber hinaus können sich Betroffene schon einmal einen Lebenslauf auf Englisch zurechtlegen, da so etwas selbst von deutschen Arbeitgebern immer häufiger verlangt wird.
9. Trainieren Sie den Interviewprozess
Wer zehn oder zwanzig Jahre bei einer der beiden deutschen Großbanken verbracht hat, erinnert sich womöglich gar nicht mehr an seine Vorstellungsgespräche. Auch hierzu gibt es auf eFinancialCareers ebenfalls Ratgeber. Beispielsweise kann man die Listen von Standardfragen abarbeiten, die Arbeitgeber gerne stellen: Worin bestehen ihre drei größten Stärken oder Schwächen, wo sehen Sie sich in fünf Jahren, wieso wollen Sie die Deutsche Commerzbank verlassen und wieso bewerben Sie sich bei uns? Wer alle diese Fragen halbwegs sinnvoll beantworten kann, hat schon Pluspunkte gesammelt. Riske rät ggf. auch ein Training oder einen Coach zu buchen, um die Interviewsituation zu trainieren. „Üben Sie, sich selbst zu verkaufen“, sagt er. „Nehmen Sie auch dann an einem Vorstellungsgespräch teil, wenn der Job nicht wirklich passt“, empfiehlt unterdessen Graffelder. „Dabei sammeln Sie Erfahrungen.“
Falls Sie eine vertrauliche Nachricht, einen Aufreger oder einen Kommentar loswerden wollen, zögern Sie nicht! Schreiben Sie einfach an Florian Hamann. fhamann@efinancialcareers.com.