Der arme Peter Selman: Das schwierige Aktiengeschäft der Deutschen Bank
Der arme Peter Selman. Der Chef des Aktiengeschäfts der Deutschen Bank, der im Dezember 2017 zur Deutschen Bank gestoßen ist, soll angeblich den Konzern verlassen. Substanzielle Einschnitte im verlustträchtige Aktiengeschäft scheinen unausweichlich. Laut Insidern soll Selman seit wenigstens einer Woche nicht mehr bei der Arbeit gesichtet worden sein.
Weder Selman selbst noch die Deutsche Bank wollten sich dazu äußern. Unterdessen berichtet das Wall Street Journal, Selman sei in der geplanten Bad Bank des Konzerns eine alternative Position angeboten worden, er habe diese jedoch abgelehnt.
Das traurige Ende von Selmans Karriere stellt eine Warnung an all jene Banker dar, denen Jobs bei einer Bank angeboten werden, die vor massiven Restrukturierungen stehen. Nachdem Selman sein Studium an der Uni Cambridge 1994 beendet hatte, verbrachte er die längste Zeit seiner Karriere bei Goldman Sachs, wo er es bis zum Co-Head des Aktienhandels brachte. 2016 hat er seinen Job bei der US-Investmentbank aufgegeben und sich eine Auszeit von gut einem Jahr gegönnt, bevor er schließlich vom damaligen Deutschen Bank-Chef John Cryan für das strauchelnde Aktiengeschäft angeheuert wurde.
Da Cryan jedoch die Bank verließ, bevor Selman begann, hatte er von Anfang an einen schweren Start. Das Aktiengeschäft des Konzerns befand sich schon damals im Niedergang. Auch wenn Selman betonte, es wieder stärken zu wollen, waren die finanziellen Mittel dazu begrenzt. Vor gut einem Jahr sagte er dann, dass er verstärkt Leute direkt von der Uni einstellen wolle – wohl eine Sparmaßnahme.
Anstatt das Aktiengeschäft wieder voranzubringen, musste Selman im vergangenen Jahr einen weiteren Ertragseinbruch von 12 Prozent verkraften, was unter den gegebenen Umständen gar nicht so schlecht war. Im Mai 2018 beschloss dann der neuen Konzernchef Christian Sewing, jede vierte Stelle im Aktiengeschäft abzubauen, womit Selman Schwierigkeiten bekam, das Geschäft zusammenzuhalten. Als es um den Bonus für 2018 ging, soll sich Selman persönlich für eine Aufstockung des Bonuspools für seinen Geschäftsbereich eingesetzt haben. Besonders in den USA haben sich viele Mitarbeiter über die mageren Boni beschwert und Selman musste mitansehen, wie viele seiner besten Leute gingen.
Im März schließlich sagte er seiner US-Mannschaft, sie sollten sich weniger um die Abgänge kümmern, sondern auf die Chancen konzentrieren. Selman widersprach auch Medienberichten, wonach das US-Geschäft Verluste in dreistelliger Millionenhöhe einfahre. Die Deutsche Bank stelle weiterhin ein, sagte er seinerzeit.
Dies scheint sich jetzt als Wunschdenken herauszustellen. Vielmehr werden heute deutliche tiefere Einschnitte im Aktiengeschäft erwartet. Mittlerweile wird hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass die Deutsche Bank viel Geschäft an die Konkurrenz verliere. Viele wollten die Bank verlassen, aber nur wenige andere Institute würden derzeit einstellen. „Es ist billiger, uns vom Strand weg einzustellen“, sagt ein Mitarbeiter.
Mit dem offenbaren Abgang von Selman dürfte James Davies der kommende Mann sein, ein ehemaliger Kreditstrukturierer, der für Selman als Problemlöser fungierte. Im November 2018 ist Davies nach New York umgezogen. Laut Bloomberg werde Davies künftig eine größere Rolle im Konzern spielen.