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Was Boris für Banker bedeutet

Sicherlich wird der neue britische Premierminister Boris Johnson von sich behaupten, auf Seite des Investment Bankings zu stehen. Immerhin unterstützen ihn einige Hedgefondsgrößen wie Jon Wood von SRM Global. Außerdem rühmte sich Johnson: „Niemand setzte sich so für Banker ein wie ich 2008“. Doch er hat es nur so weit gebracht, indem er nötigenfalls einen harten Brexit versprochen hat, der allgemein als Gift für die Branche gesehen wird. Wie gut ist also Boris für Banker?

Dazu wollen wir von den Verschwörungstheorien absehen, wer wie viel in Währungen long oder short gegangen ist. Vielmehr wollen wir die wahrscheinlichsten Auswirkungen eines harten Brexits auf Beschäftigung und Bezahlungen untersuchen, den Johnson offenbar anstrebt. Kurzfristig dürften sich die Auswirkungen vor allem bei der Bezahlung bemerkbar machen. Johnson hat sich schon seit langem gegen die EU-Regulierung sogenannter „Risikoträger“ im Banking gewandt, wonach die Boni auf das Doppelte der Grundgehälter beschränkt werden. Diese Beschränkungen dürften in den kommenden Jahren abgeschafft werden, wovon vor allem die bestbezahlten Investmentbanker und Trader profitieren. Dies könnte einige Spitzenverdiener von z.B. Frankfurt, Dublin und anderswo anlocken. Falls dies auch noch mit Steuererleichterungen einhergehen sollte, dann wäre das für all jene höchst lukrativ, die im Post-Brexit-London einen fetten Bonus bekommen.

Doch wie viele Leute würden davon überhaupt profitieren? Wahrscheinlich nicht allzu viele. Denn jede Abweichung von den Regulierungsstandards der EU würde den „Gleichwertigkeits-Status“ der Londoner City gefährden, ohne den die Londoner Banken kaum für europäische Kunden tätig werden dürfen. Wie die Schweiz gerade feststellen muss, stellt der „Gleichwertigkeits-Status“ ein riskantes Modell für Geschäfte mit der EU dar. Die EU nutzt dies in den Verhandlungen für ihre eigenen Interessen, was angesichts Johnsons speziellen diplomatischen Stils und seiner Unbeliebtheit in Brüssel beachtet werden muss.

Selbst wenn der Äquivalenzstatus anerkannt würde, bleibt Großbritannien nach dem EU-Austritt doch ein Drittstaat, was das Geschäft in Europa beträchtlich erschweren wird. Alle großen Banken bauen bereits eigene Geschäftseinheiten in den verschiedenen Finanzzentren Europas auf. Es ist wahrscheinlicher, dass London irgendwann einmal zu einer Niederlassungen von ihnen verkommt als umgekehrt. Die Aufsichtsbehörden in der EU haben glasklar herausgestellt, dass sie keine Briefkastenfirmen akzeptieren werden, wobei das Geschäft tatsächlich aus London heraus betrieben wird. Vielmehr erwarten sie substanzielle Aktivitäten samt Management und entsprechenden Kapitalallokationen innerhalb der EU. Die Zeiten, als das Geschäft vom Trading-Desk mit den höchsten Erträgen gemanagt wurde, sind passé. Für die absehbare Zukunft werden die Risikomanager bei der Kapitalallokation das Sagen haben. Und es sind genau diese Jobs, die von London nach Kontinentaleuropa verlagert werden. Deregulierung in Großbritannien und politische Unsicherheit würden den Prozess nur noch beschleunigen.

Ein langfristiger Niedergang im Handel von Anleihen und Zinsprodukten ist ebenfalls wahrscheinlich. Vorerst dürfen die Londoner Clearing-Häuser auch weiter in Euro denominierte Wertpapiergeschäfte abwickeln. Doch langfristig wird die Europäische Zentralbank versuchen, das Euro-Clearing unter seine Kontrolle zu bringen. Und wenn erst einmal die Clearing-Häuser und die Zentralbanken alle in der Eurozone sitzen, dann werden rasch auch die Liquidität und das Volumen von Geschäften wie z.B. mit dem Bund-Future umziehen.

Gibt es auch irgendwelche Lichtblicke? Vielleicht im Aktienhandel. Aufgrund der Bedeutung des ausländischen Geschäfts und der in Dollar gehandelten Rohstoffe für die Unternehmen des britischen Leitindex FTSE100 zeigen sich die Kurse relativ unbeeindruckt von der Entwicklung des Pfundkurses. Die Kombination von Steuererleichterungen und die Unterstützung durch Brexit-Anhänger und Borisfreund Gerard Lyons bei der Bank of England könnte zu einer Aktienrally führen. Diese würde Johnson sicherlich ebenso als seinen Verdient reklamieren wie sein Gengenstück im Weißen Haus. Versuche, die Wohnkosten zu senken, könnte die britische Mittelklasse darüber hinaus animieren, mehr Geld in die Aktienmärkte anstatt in Mietwohnungen zu investieren. Da die Kapitalmarkt- und Investment Banking-Geschäfte, die rund um die Londoner Börse angesiedelt sind, stärker auf persönliche Kontakten beruhen, dürften sie weniger anfällig für makroökonomischen Stress sein. Wenn Sie also auch einen großen, unbegrenzten Bonus unter Boris Johnson kassieren wollen, dann handelt es sich um den richtige Ort für Sie.

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AUTORDaniel Davies

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